Die erschütternden Bilder und Berichte aus der Seniorenresidenz Schliersee von diesem Frühjahr blieben wohl nicht nur mir wie eingebrannt im Kopf.
Dramatische Gewichtsverluste, unerklärbare Hämatome, Dekubiti, nicht verabreichte Medikamente, Schmutz, Schimmel: Die Staatsanwaltschaft München II leitete Ermittlungen ein. In 88 Fällen wegen Körperverletzungsdelikten bei Bewohner*innen, 17 Todesfälle werden untersucht. Wie bitte konnte es in einem bayerischen Pflegeheim zu solchen Missständen kommen?
Darüber sollte der erste Tagesordnungspunkt einer Sondersitzung im Ausschuss für Gesundheit und Pflege heute Aufschluss geben. Das zuständige Staatsministerium stellte seinen Bericht über die Vorfälle vor. Der Bericht ist aber nicht aussagekräftig, sondern beschreibt lediglich die Vorkommnisse.
Statt Verantwortung zu übernehmen, suchte die CSU nach Ausflüchten. Statt sicherzustellen, dass so etwas niemals wieder in Bayern passieren kann, sehen die Verantwortlichen keinen Handlungsbedarf! Nach allem, was geschehen ist, kann das nicht der Schluss sein, den das Ministerium jetzt zieht. Klar ist: Es muss hier eine weitere Aussprache geben.
Das sind wir allen Pflegebedürftigen und ihren Familien schuldig. Erst recht denen, die hier den Misshandlungen ausgesetzt waren.
Andreas Krahl von den Grünen kritisierte, dass das Ministerium trotz Hinweisen lange nicht gehandelt habe: „Wenn es in einem Jahr 26 Besuche der Heimaufsicht (FQA) gab und in zwei Jahren 56 Beschwerden bei der FQA – und das Ministerium kommt zu dem Schluss, es sei kein Eingreifen notwendig, dann muss ich fragen, wann denn dann?“
Andreas Krahl von den Grünen sagte, der Bericht spotte Vernunft, Anerkennung und Mitgefühl. Es gehe hier um Menschen, deren Würde zutiefst verletzt worden sei.
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