Mein Maskendeal:
Die Pflegepolitik.

Als Gesundheits- und Krankenpfleger weiß ich, warum meine Kolleg:innen es im Schnitt nur acht Jahre im Beruf aushalten und warum manche den Beruf nach der Ausbildung gar nicht erst ausüben.
Mir ist klar, dass es nicht nur die Bezahlung ist, die den Pflegenotstand auslöst. Fehlende Anerkennung, bei weitem zu geringe Selbstbestimmung über die eigene Profession, auslaugende Arbeitsbedingungen, die jahrzehntelange Vernachlässigung durch die Politik, Applaus und "Vergelt's Gott" statt echter Wertschätzung.

Wir müssen auch die besser in den Blick nehmen, die zu Hause An- oder Zugehörige pflegen. Sie kümmern sich um mehr als 70% aller Pflegebedürftigen und weniger als die Hälfte von ihnen hat dabei professionelle Hilfe.

Obwohl die professionelle Pflege eigene Studiengänge hervorgebracht hat und Pflegewissenschaftler*innen intensiv forschen und laufend neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewinnen, werden die Ausbildungsinhalte des Berufes immer noch von fachfremden Personen (mit)bestimmt.

Während die Ärzteschaft im Gesundheitswesen mit ihren Kammern starke Vertretungen hat und sich mit gewichtigen Stimmen Gehör verschaffen kann, liegt die Organisationsquote bei der professionellen Pflege im unteren einstelligen Bereich, zersplittert auf über 30 Interessensvertretungen.

Die 2017 gegründete Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) ist kein Ersatz für eine Pflegekammer: Sie ist keine Selbstverwaltung, kann nicht auf Augenhöhe mit der Ärzteschaft agieren und sie ist finanziell von der Staatsregierung abhängig.

Um den Weg zur pflegerischen Professionalisierung entschlossen voranzutreiben und um die professionelle Pflege in ihrer politischen Einflussnahme zu stärken, werde ich mich auch weiterhin für eine Pflegekammer in Bayern einsetzen.

Für die einen nicht mehr als ein Taschengeld und für die anderen weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein: Jahr für Jahr investiert die Bayerische Staatsregierung rund 430 Millionen Euro in ein Wahlkampfgeschenk aus der Gießkanne. Rund ein Drittel des gesamten Gesundheitsbudgets. Viel Geld, das keinerlei Auswirkung auf die Pflegeinfrastruktur in Bayern hat.

Ein paar Beispiele, was ich stattdessen vorschlage:

  • Eine Pflegestrukturplanung, die alle an der Pflege beteiligten Partner und die Bürgerinnen und Bürger einbezieht
  • Einen zukunftsorientierten Ausbau der Pflegeinfrastruktur, die dem steigenden Bedarf gerecht wird
  • Eine Pflegebedarfsplanung, die regionale Unterschiede sichtbar macht und berücksichtigt
  • Innovative Konzepte wie Advanced Practice Nursing, mobile Teams oder Demenz-WGs
  • Steigerung der Akademisierungsquote durch Stipendien von Anfang an
  • Gesundheitsförderung und Prävention für Pflegende statt warmer Worte
  • Eine stringente Digitalisierung im Pflegebereich, die den Fortschritt zum Wohle der Pflegebedürftigen nutzt

Seit über 10 Jahren fordert der nationale Wissenschaftsrat eine Akademisierungsquote in der Pflege von 10 bis 20%. Passiert ist bisher wenig, andere Länder sind deutlich weiter und bei den meisten europäischen Nachbarn stehen ausschließlich Pflegende mit Hochschulabschluss an den Betten.
Bayerischen Abiturient:innen mit dem Wunsch nach einer akademischen Laufbahn im Gesundheitssektor bleibt bisher vor allem das Medizinstudium. Wenn der NC nicht reicht, schiebt man eine Pflegeausbildung zwischen Schule und Uni. Damit verliert die Pflege wertvolles Potenzial.

Im Pflegestudium werden innovative Herangehensweisen gelehrt, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse weitergegeben und abstrakte Konzepte behandelt. Die Studierenden forschen an neuen Methoden und tragen so zur Weiterentwicklung der Pflege auf wissenschaftlicher Basis bei. Nach dem Studium bringen sie neue Erkenntnisse in den Berufsalltag.

Eine entschlossene Erhöhung der Akademisierungsquote eröffnet neue Karrierechancen und legt den Grundstein für innovative und attraktive Berufsfelder.
So könnten hochschulisch ausgebildete Pflegekräfte als Advanced-Practice-Nurses Aufgaben in der hausarztnahen Versorgung übernehmen und damit die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Ärzt:innen mit Pflegekräften zum Wohl der Patient:innen ausbauen, gerade im ländlichen Raum.
Community-Health-Nurses könnten Verantwortung und wertvolle Präventionsarbeit in den Gemeinden übernehmen. School-Nurses könnten in unseren Schulen Aufklärungsarbeit leisten und sich um die Gesundheit der Schüler:innen kümmern.

Bayern hat es verdient, in Sachen Pflegeforschung nicht länger abgehängt zu bleiben.

Teilhabe für alle:
Einsatz für Senior:innen.

Das Wichtigste zuerst: Alter ist nicht gleich Defizit und Politik für Seniorinnen und Senioren ist nicht automatisch ein verlängerter Arm der Pflegepolitik.

Glücklicherweise werden die Menschen in Bayern immer älter und bleiben dabei oft bis ins hohe Alter aktiv. Die Gruppe der älteren, alten und hochbetagten Menschen ist in ihrer Lebensweise, Lebensstil und Lebensverläufe unterschiedlicher denn je und längst so divers wie alle anderen Bevölkerungsgruppen.

Auf die Erfahrungen und Expertisen der Senior:innen können und wollen wir als Gesellschaft nicht verzichten. Sie tragen einen wesentlichen Teil ehrenamtlichen Engagements. Dennoch stoßen die Standpunkte der Älteren vor allem im gesellschaftlichen Diskurs längst nicht immer auf die Wertschätzung, die ihnen zusteht.

Senior:innenpolitik muss auf allen Ebenen in den gesellschaftlichen Diskurs und Fokus.

Seniorinnen und Senioren engagieren sich ehrenamtlich in ihren Gemeinden und Quartieren und wollen zu Recht auch bei den Entwicklungen und Gestaltungen der Gesellschaft und des öffentlichen Raums mitreden. Neben dem üblichen Weg über die Kommunalpolitik steht ihnen in immer mehr Städten und Gemeinden auch die Möglichkeit zur Mitwirkung in einem Seniorenbeirat offen.

Die Zusammensetzung und die Möglichkeit der Einflussnahme solcher Beiräte variiert aber sehr stark und nicht einmal das neue Seniorenmitwirkungsgesetz der Staatsregierung (BaySenG) unterscheidet zwischen demokratisch gewählten Gremien oder bestellten Personen. Darüber hinaus ist auch ein demokratisch gewählter Beirat kein Garant dafür, dass hier wirklich alle relevanten Perspektiven vertreten werden.
Kurz: ein "Seniorenbeirat" kann der 40-jährige Schwager des Bürgermeisters sein oder ausschließlich aus den männlichen Mitgliedern des Trachtenvereins bestehen. Die Perspektiven von Frauen, queeren Senior:innen oder von migrantisierten Gruppen kann im schlechtesten Fall also vollkommen außen vor bleiben.

Mit einem Seniorenmitwirkungsgesetz hat die Landespolitik die Möglichkeit, in diesen Gremien Teilhabe für alle zu fördern. Diese Chance wurde bisher nicht genutzt.

Gute Senior:innenpolitik fokussiert sich nicht auf eine homogene Gruppe, sondern wertschätzt die Entwicklung und die sich ändernden Ansprüche an Teilhabe aller Seniorinnen und Senioren. In den Gemeinden, den Quartieren, in der Unterstützung und auch in der Pflege, wenn sie notwendig wird.

Es ist schon lange nicht mehr selbstverständlich, die Familie auch im Alter noch um sich haben. Auch der Kreis der Freudinnen und Freunde wandelt sich im Laufe der Jahre drastisch: Die beste Freundin verstirbt, der liebe Freund ist auf Pflege angewiesen und muss umziehen, das Haus des befreundeten Paares wird einfach zu groß und sie folgen ihren Kindern, um die Enkel betreuen zu können. Wenn es dann keinen Partner oder Partnerin (mehr) gibt, wird die Einsamkeit schnell zum ständigen Begleiter.

Senior:innen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und sich schwer tun, die eigenen vier Wände regelmäßig zu verlassen, leiden besonders.

Oft helfen schon vergleichweise kleine Maßnahmen im öffentlichen Raum, um der Einsamkeit vorzubeugen: barrierefreier Zugang zu Geschäften, ausreichend öffentliche Toiletten oder immer eine Sitzgelegenheit in Sichtweite können den Aktionsradius deutlich erweitern.
Neben der Beachtung in der Quartiersentwicklung brauchen die Betroffenen aber auch den zügigen Ausbau psychosozialer Unterstützungsangebote.
Hierbei können wir die Gesundheitsregionen Plus ins Boot holen: Um Begegnungsräume zu schaffen, kulturelle Erlebnisse zu initiieren und schließlich um sich besser zu vernetzen und gute Ideen weiterzugeben.

Die Folgen von Einsamkeit sind nicht nur eine individuelle, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Deshalb setze ich mich weiterhin für die Einrichtung einer/s Einsamkeitsbeauftragten in Bayern ein.

Wir alle möchten wohl so lange wie möglich selbstbestimmt, selbständig und in unserem vertrauten Umfeld leben und wünschen uns das auch für unsere Eltern und Verwandten. Besonders viele ältere Menschen leben allein in ihrer Wohnung. Damit aus "allein" nicht "einsam" wird, ist die Nachbarschaft, das eigene Viertel, die Gemeinde besonders wichtig. Wenn die Wohnung aber nicht altersgerecht ausgebaut ist und man nicht mehr sicher mobil sein kann, trauen sich ältere Menschen oft nicht mehr raus. Altersgerechter und barrierefreier Wohnraum ist eine wichtige Basis für ein selbständiges und selbstbestimmtes Leben – in großen Städten ebenso wie auf dem Land.

Wenn die eigene Wohnung keine Option mehr ist oder sich ein älterer Mensch schlicht dagegen entscheidet, können innovative Wohnprojekte, mit individueller und passgenauer Betreuung oder Pflege eine echte Alternative sein.
Je nach eigenen Vorlieben könnte man jetzt zum Beispiel auf einen Pflegebauernhof ziehen und sich dort den eigenen Interessen und Fähigkeiten nach einbringen: Gemüse im Garten ziehen, Tiere füttern oder bei der Wartung der Landmaschinen mithelfen. Gemeinsam mit anderen Senior:innen.
Vielleicht möchte sich aber auch eine Gruppe Senior:innen zu einer Wohngemeinschaft in der Stadt zusammenschließen, um endlich keine Theaterpremiere mehr zu verpassen oder ein Mehrgenerationenhaus mit Gemeinschaftsräumen und gegenseitiger familienübergreifender Unterstützung ist genau das Richtige.

So oder so: Wichtig ist, nicht über die Bedürfnisse der älteren Generation zu reden, sondern gemeinsam mit den Menschen an der Umsetzung ihrer Wünsche zu arbeiten. Was wir brauchen:

  • Ein Landesprogramm zur Quartiersentwicklung
  • Die Stärkung innovativer Wohnformen durch verbesserte Förderkonditionen
  • Den Ausbau von barrierefreiem Wohnen

Gleiche Rechte, gleiche Chancen.

Wenn es darum geht, Bayern zum ersten vollkommen gleichberechtigten Bundesland zu machen, bin ich voll dabei! Wir schreiben das Jahr 2023 und damit sollte eigentlich schon alles gesagt sein. Ist es aber nicht, denn wenn wir in dem Tempo wie bisher an der Gleichstellung der Geschlechter herumwurschteln, brauchen wir noch mindestens 100 Jahre, bis Frauen und Männer endlich wirklich gleiche Chancen haben.
Ich hab die Zeit nicht.
Ich habe keine Lust, mich irgendwann schief anschauen zu lassen, wenn ich mir die Elternzeit mit meiner Partnerin teile.
Ich arbeite auch nur ausgesprochen ungern in einem ganz überwiegend männlichen Team, weil es zwangsläufig immer wichtige Perspektiven ausblendet.
Wenn meine Partnerin das gleiche Geld für die gleiche Arbeit bekommt, können wir ggf. beide in der Familienphase die Stunden reduzieren.
Genauso viele Frauen wie Männer in unseren Parlamenten stellen unsere Entscheidungen auf viel breitere und damit solidere Fundamente.
Wir beklagen den Fachkräftemangel in so ziemlich allen Berufen und trotzdem treiben wir Frauen durch schlechte Arbeitsbedingungen in die Teilzeit oder drängen sie durch unzureichende Betreuungsangebote aus dem Erwerbsleben.
Schlau ist das alles nicht.

Schützen, was wir lieben: Im besten Sinne konservativ.

Was schätzen meine Nachbarinnen und Nachbarn an ihrem Leben in Murnau besonders? Ich hab' mich mal umgehört: Den Staffelsee, das Moos, die anderen Seen der Umgebung, die Nähe zur Natur, die Möglichkeit, schnell in den Bergen zu sein, die alten Bäume im Seidlpark.
Trotz des zauberhaften Marktes und der Berühmtheit in Kunstkreisen ist die als einigermaßen intakt empfundene Natur und damit die Qualität der Naherholung der wichtigste Standortfaktor für die Menschen, die hier leben. Und für die Menschen, die hier ihre Ferien verbringen: Unsere Landschaft ist auch unser Kapital.

Es ist uns doch allen klar:
Wenn wir die Natur erhalten und die Biodiversität schützen, bewahren wir damit vor allem unsere eigenen Lebensgrundlagen.
Wenn wir die Klimakatastrophe mit allen verfügbaren Mitteln noch eindämmen, schützen wir damit vor allem unser Leben und unsere Gesundheit.

Wir sind es den nachfolgenden Generationen schuldig, die Erde in einem zukunftsfähigen Zustand an sie weiter zu geben. Dafür lohnt es sich, nach den besten Lösungen und Wegen zu suchen und dafür lohnt es sich auch allemal hier im politischen Streit um das Machbare konstruktiv und zukunftsorientiert zu diskutieren.

Für Bayern heißt das, in Zukunft eher zweimal darüber nachzudenken, ob wir weiter in derselben Geschwindigkeit Flächen versiegeln können. Nachverdichten und auch mal hoch hinaus denken spart Platz, der uns allen gehört.

Bayern muss klimaresilienter werden, sich auf heftige Unwetterereignisse vorbereiten und beispielsweise Flüsse und Bäche renaturieren und ausreichend Überschwemmungsflächen ausweisen.

Unsere Städte und Gemeinden brauchen Hitzeaktionspläne: Zonen zum Abkühlen, öffentlichen Raum ohne Konsumzwang, frei zugängliche Trinkwasserspender und mehr grün. Klimaschutz ist Menschenschutz.