Der Pflegemangel ist spätestens seit Beginn der Pandemie in aller Munde. Es wurde von den Balkonen applaudiert und von der Politik gab es Geschenke und Lippenbekenntnisse. Alle scheinen sich einig: Pflegende bekommen zu wenig Gehalt für ihre verantwortungsvolle Arbeit.
Es ist paradox, aber es entspricht gleichzeitig einem gesamtgesellschaftlichen Allgemeinwissen, dass Pflege jede*r kann. Da erstaunt es wenig, dass dem Klatschen das Covid-Shaming folgte und Pflegende inzwischen aufgefordert werden, ihre Kinder aus Infektionsschutzgründen nicht mehr in die Betreuung zu bringen. Unterdessen setzt der Bundesgesundheitsminister hart umkämpfte und trotzdem unzureichende Personaluntergrenzen aus und findet öffentlich Worte wie Faustschläge für die, die längst über die Belastungsgrenze hinaus auf den Stationen schuften: Nur ein paar Stunden mehr Arbeit und der Pflegemangel wäre nur noch halb so wild. 12 Stunden-Schichten in der Pflege sorgten nicht mal mehr für Achselzucken.
Und die Pflegenden? Die trenden mit Hashtags wie #Pflexit und #Pflegteuchdochselbst, arbeiten weiter bis zum Umfallen und träumen von gesellschaftlicher Wertschätzung und politischer Sichtbarkeit und Gewicht. Wo sie Sichtbarkeit und Gewicht erkämpft haben, wählen sie die jedoch sogleich wieder ab und Pflegekammern werden abgewickelt, so wie jüngst in Schleswig Holstein.
Und nun?
Wie politisch kann und muss die moderne Pflege sein? Welche Bedeutung hat politische Bildung in den Ausbildungsplänen? Wie laut und wie einig muss eine Berufsgruppe sein, um erfolgreich angemessene Gehälter durchzusetzen oder endlich aus der Wahrnehmung als Assistenzberuf herauszutreten? Was kann die Profession Pflege von anderen Ländern lernen?
Darüber habe ich mit Prof. Dr. Michael Bossle, Pflegewissenschaftler und Pflegepädagoge, am 25. März 2021 gesprochen. Die Aufzeichnung des Gesprächs findet Ihr bei YouTube!
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